Im Oktober 2023 lebe ich in Funchal. Es ist eine attraktive Wohngegend oberhalb der Altstadt. Meine Vermieterin hält zwei zutrauliche Katzen, mit denen ich mich schnell anfreunde. Auch Nachbarn teilen ihr Leben mit Samtpfoten. Trotzdem frage ich mich: Wie ist es um den Katzenschutz auf Madeira bestellt? In meiner unmittelbaren Umgebung vermittelt mir die Blumeninsel den Eindruck, dass Katzen dort bestens versorgt seien. Auch in den Gassen der Inselhauptstadt begegnen mir keine Straßenkatzen, während sie mich in Montenegro und Kroatien an jeder Ecke hungrig umringten.
Mangelnde Kooperationsbereitschaft
Eines Tages in einer WhatsApp-Gruppe für Auswanderer und digitale Nomaden äußert jemand den Wunsch, eine Katze aufnehmen zu wollen. Daraufhin teilt der Administrator das Instagram-Profil einer Katzen-Auffangstation in Machico, der zweitgrößten Stadt auf Madeira. Verantwortlich dafür ist eine Portugiesin namens Natacha Rodrigues, zu der ich sofort Kontakt aufnehme.
Leider führt unsere Kommunikation ins Leere. Obwohl ich den Wunsch äußere, das Tierheim besuchen und mit den Helfern ein Interview führen zu wollen, werde ich zuerst hingehalten und bekomme dann gar keine Antwort mehr. Im September an der Algarve das gleiche Spiel – die portugiesischen Tierschützer machen es mir schwer, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und ihnen bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen. Über die Gründe lässt sich lediglich spekulieren.
Straßenkatzen in Dörfern auf Madeira
Als ich in entlegenere Gegenden auf Madeira komme, bemerke ich, dass sich dort zahlreiche herrenlose Katzen tummeln. Auffällig ist ihre Existenz in Bergdörfern oder beim Wandern auf einem Levada-Pfad oberhalb von Machico. Im Walddorf Queimadas, wo der hochfrequentierte Wanderweg zum Wasserfall Caldeirão Verde beginnt, lebt ein Katzenclan, der von den Betreibern des Ausflugscafés gefüttert wird. An der Kasse steht eine Spendendose für die Vierbeiner – glücklicherweise ist das Touristenaufgebot hoch.
Die bunten Katzen wirken gut genährt und verzücken die Café-Besucher in Queimadas mit ihrer Anwesenheit. Manche verhalten sich scheu, andere lassen sich streicheln.
Katzenschutz auf Madeira durch NetAP
Doch gibt es noch mehr Katzenschutz auf Madeira als nur in Queimadas und Machico? Ich will es wissen und stoße auf ein paar wenige Tierschutzprojekte – vorwiegend aus dem deutschsprachigen Raum. Einer dieser Vereine ist das Network for Animal Protection (NetAP) mit Sitz im schweizerischen Esslingen. Durch NetAP hat sich eine Gruppe für Katzenhilfe auf Madeira formiert. Wie der Tierschutzverein auf seiner Website betont, herrsche großes Katzenleid, da tiermedizinische Versorgung wegen der allgemein niedrigen Monatseinkünfte auf der Insel kostspielig sei.
Die Präsidentin und Gründerin von NetAP, Esther Geisser, betont im Interview mit Katzen-Liebe: „Das Katzenelend ist dermaßen groß, dass es den lokalen Tierschützern nicht möglich ist, dies zu bewältigen. Ausländische Tierärzte dürfen vor Ort nicht arbeiten, so dass beispielsweise NetAP keine Möglichkeiten hat, vor Ort größere Aktionen durchzuführen. Die AMAW, eine Tierklinik in Funchal, führt Kastrationen durch, ist aber immer ausgebucht.“
NetAP finanziert ebenfalls Kastrationsaktionen und ermöglicht tierärztliche Behandlungen einzelner Katzen in Not. „Das geht jedoch nur, wenn die AMAW keine Kapazität mehr hat. Unser Engagement ist ziemlich beschränkt“, bedauert die Tierschützerin, die eine schwer verletzte Katze aus Funchal adoptiert hat. „Nachdem sie mehrere Wochen in der Vetfunchal verbracht hatte, habe ich beschlossen sie zu mir zu holen, weil ich sie nicht zurück auf die Straße lassen wollte“, erzählt Esther Geisser.
Keine Katzenvermittlungen ins Ausland
Ansonsten vermittelt NetAP keine Katzen ins Ausland. Stattdessen versuchen die einheimischen Helfer Catarina und Augusto ihr Bestes, um den Katzenschutz auf Madeira voranzutreiben. Catarina erklärt: „Es gibt hunderte von Katzenkolonien auf der Insel. In vielen arbeiten Freiwillige, die die Katzen füttern und sich bestmöglich um die kümmern. Sie veranlassen auch Kastrationen und sind dabei auf Spenden angewiesen. Ansonsten zahlen wir die tierärztlichen Behandlungen aus eigener Tasche. Nach den Kastrationsaktionen werden die Katzen zurück in die Kolonien gebracht.“
Illegale Katzentötungen gang und gäbe
Wann die ersten Katzen auf die entlegene Insel im Atlantik gelangten, ist unklar. Wie unter nicht kastrierten Tieren üblich, hat sich ihre Population jedoch schnell vermehrt. Deshalb begannen Madeirenser, herumstreunende Katzen zu töten – entweder durch Erschlagen, Erschießen, Ertränken oder Vergiften.
Obwohl Portugal im Oktober 2014 sein Tierschutzgesetz änderte und Tierquälerei unter Strafe stellte, stünden illegale Tiertötungen immer noch auf der Tagesordnung, schreibt NetAP in einer Vereinspublikation. „Jüngst fand man einen ganzen Wurf Kätzchen frisch eingegraben in der Erde, wohl mit dem Ziel, sie zu ersticken. Nur eines der Geschwisterchen hatte überlebt und konnte von den Tierschützern wieder aufgepäppelt werden. Für alle anderen kam jede Hilfe zu spät.“
Katzenschutz auf Madeira unterstützen
Solche Berichte lassen wahren Katzenfreunden das Herz bluten! Möchtest du den Katzenschutz auf Madeira unterstützen? Die streunenden Katzen auf der Insel benötigen Hilfe. Bei NetAP kannst du Patenschaften übernehmen, aktives oder passives Vereinsmitglied werden oder dem Verein Sachspenden wie Transportboxen, Katzenfutter und -spielzeug zukommen lassen. Darüber hinaus freut sich das Team über freiwillige Helfer, die zum Beispiel Fahrdienste übernehmen, Katzen in den Kolonien füttern oder verwilderte Tiere einfangen. (as)
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