Katzenschutz auf La Gomera: Zu Besuch bei Pro Animal Gomera

Katzenschutz auf La Gomera

An der Strandpromenade von Valle Gran Rey mache ich einen Nachmittagsspaziergang, als aus dem Gebüsch am Baby Beach ein schwarzer Kater hervorlugt und auf mich zu läuft. Ich setze mich auf eine Bank, er springt auf meinen Schoß und fängt an, mit mir zu schmusen. Während er sich kraulen lässt und dabei genüsslich schnurrt, werden prompt die ersten Infos über den Katzenschutz auf La Gomera an mich herangetragen.

„Er heißt Ninja“, kommentiert Anne meinen Kuschelmoment mit dem Kater. Seit 1979 reist sie regelmäßig auf die Kanareninsel, füttert streunende Katzen und kennt mehrere Menschen, die im Tierschutz aktiv sind. Ninja ist einer der Strandkater zwischen dem Baby Beach und einer Apartment-Anlage – wie auch der zutrauliche grauweiße Tamino und der graugetigerte Mojo, der zwar ein Zuhause hat, sich aber gerne von tierlieben deutschen Urlaubern füttern lässt.


Ja, die Fütterungsaktionen für Strandkatzen in Valle Gran Rey sind gut organisiert. Da gibt es zum Beispiel Alexandra und Franz, der Ninja Carlos nennt und allgemein ein ganz anderes Namens-Repertoire für die Katzen auffährt als Anne. Eine Nebensächlichkeit. Denn vor allem während der Hauptreisezeit im Winter kümmern sich fast immer Freiwillige um die Futterstellen in Valle Gran Rey. Außerdem sind alle Kater am Baby Beach kastriert. In weniger touristischen Dörfern auf La Gomera sieht die Situation anders aus: Streunende Katzen vermehren sich unkontrolliert – wie an unzähligen Orten in südeuropäischen Ländern, wo der Tierschutz noch in den Kinderschuhen steckt.

Seit 2003 verfolgt der Tierschutzverein Pro Animal Gomera die Mission, die Katzenpopulation auf der Insel zu kontrollieren. In San Sebastián besuche ich das Tierheim, um mir ein klareres Bild über den Katzenschutz auf La Gomera zu machen.

Strandkatzen in Valle Gran Rey
Strandkatze Momo in Valle Gran Rey, Foto: Katzen-Liebe

Tierheim auf La Gomera seit 2020

Der spanische Verein kooperiert seit März 2017 mit dem deutschen Tierschutzverein Garafia e.V. Aus dieser Zusammenarbeit für herrenlose Hunde und Katzen entstand 2020 ein Tierheim in der Inselhauptstadt San Sebastián. Dort verabrede ich mich mit Kathi, die als gebürtige Deutsche auf La Gomera aufgewachsen ist und in ihrem Heimatdorf Hermigua ständig mit Straßenkatzen in Berührung kommt. Wie ihre Kollegin Patrizia engagiert sie sich freiwillig im Tierheim.

Als ich über die Schwelle trete, wuseln prompt mehrere zahme Mischlingshunde um mich herum. Sie stammen entweder von der Straße oder wurden von ihren Besitzern misshandelt. Sobald die Behörden Pro Animal Gomera über Tierquälereien informieren, könne der Verein eingreifen, erklärt mir Kathi. Wie auf Teneriffa sei es immer noch gang und gäbe, Hunde draußen anzuketten und für Jagdzwecke zu missbrauchen. In Kooperation mit dem Tierschutzverein Teneriffas Sonnenkinder e.V. hat sich Pro Animal Gomera das Ziel gesetzt, seine vierbeinigen Schützlinge in ein liebevolles Zuhause zu vermitteln. „Hier auf La Gomera ist das schwierig, neue Familien zu finden“, sagt Kathi. „Die Leute interessieren sich nur für Welpen, weil sie glauben, dass Jungtiere sich leichter integrieren. Außerdem sehen sie süß aus.“

Diese traurige Tatsache gilt sowohl für die Hunde als auch für die Katzen im Tierheim. Die beiden Tierarten werden in den Räumlichkeiten in San Sebastián strikt voneinander getrennt.

Tierheimkater auf La Gomera
Kater Hermes, Foto: Katzen-Liebe

Katzen-Krankenstation bei Pro Animal Gomera

Nachdem ich die Hunde begrüßt habe, führt mich Kathi als erstes auf die Krankenstation für Katzen. In dem Zimmer zeigt sich ein bedrückendes Bild, bei dem mir fast die Tränen kommen. In Käfigen voneinander abgeschirmt, kauern die vierbeinigen Patienten, die unter starkem Schnupfen, Ekzemen und schweren Viruserkrankungen leiden. Auch vor und nach Sterilisationen und Kastrationen werden Katzen im Krankenzimmer untergebracht.

Als Kathi diese armen Kreaturen füttert und mit frischem Katzenstreu versorgt, sucht vor allem ein roter Kater mit verfilztem Fell Kontakt zu mir. Er hat Katzenschnupfen (Calicivirus) und deshalb Geschwüre im Mundbereich. Als Kathi ihn kurz aus dem Käfig nimmt, schleicht er um meine Beine und erinnert mich dabei an Kater Klaus – 2015 an Krebs gestorben und bis zuletzt liebebedürftig. Wie dieser Kranke, dem ich genauso wenig helfen kann.

Katzenschutz auf La Gomera für kranke Tiere
Roter Kater auf der Krankenstation, Foto: Katzen-Liebe

Katzenzimmer mit Auslaufmöglichkeit

Anschließend statte ich zwei weiteren Katzenzimmern einen Besuch ab. Beide haben Freigehege mit Kletterbäumen, Höhlen und Katzenhäuschen. Hier leben aktuell rund 80 Samtpfoten. Kathi betont: „Natürlich können wir nicht alle herrenlosen Katzen von La Gomera im Tierheim betreuen. Oft bringen wir sie nach Kastrationsaktionen zurück an ihre Herkunftsorte.“

So werden viele Katzen von Einheimischen auf Fincas gefüttert. Was jedoch im Allgemeinen fehle, sei das Verständnis für die Populationskontrolle. „Deshalb werden aus zwei Katzen schnell 50“, sagt Kathi.

Zwei Tierärzte aus San Sebastián sind für die Sterilisations- und Kastrationsaktionen auf La Gomera zuständig. Zu einer Hälfte werde dies durch Spenden, zur anderen Hälfte von staatlicher Seite finanziert. Die Tierärzte sorgen ebenfalls dafür, dass die Hunde und Katzen qualitativ hochwertiges Futter bekommen. Futterspenden tierlieber Menschen werden dagegen in Katzenkolonien verfüttert.

Die Futterschalen in den Katzenzimmern sind gut gefüllt, die pelzigen Bewohner top gepflegt und stattlich. Deshalb bin ich kaum überrascht, als mir Kathi berichtet, dass ein graugetigerter Kater namens Tom freiwillig ins Tierheim gezogen sei. Andere ziehen ein, weil vorwiegend deutsche Touristen Pro Animal auf „Notfelle“ aufmerksam machen. Einige der Katzen sind FIV-positiv, darunter die dreifarbige Schönheit Candela und der schwarze Kater Placido, den Anne in ihr Herz geschlossen hat. Obwohl das sogenannte „Katzen-Aids“ nicht heilbar ist, können infizierte Tiere mit liebevoller Pflege ein langes, glückliches Leben führen, meint Kathi.

Katzenschutz durch Pro Animal Gomera
Kathi mit Candela, Foto: Katzen-Liebe

Candela verhält sich absolut verschmust. Sie ist aber nicht die einzige: Auch den graugetigerten Hermes und den riesigen Siamkater Artas würde ich vom Fleck weg adoptieren. Während sie sich auf meinem Schoß streichen lassen, erinnern sie mich ein weiteres Mal, dass mein digitales Nomadenleben kein Lifestyle für Katzen ist. Wie schon Anfang des Jahres die Straßenkatzen in Montenegro und Kroatien.

Mich tröstet, dass Artas im Shelter bestens aufgehoben ist. Schon vor einer ganzen Weile hat sich der Katzenschutz auf La Gomera seiner angenommen, weil er auf entzündeten Pfoten durch San Sebastián stromerte. Er ist eine der zahlreichen Rassekatzen, die auf der Insel ihr Dasein fristen. Auf den Straßen begegnen mir öfters Siamkatzen wie Artas. Im Tierheim treffe ich den weißen, blauäugigen Siam-Mischling Fuchur, benannt nach dem Glückdrachen aus „Die unendliche Geschichte“. Außerdem gibt es einen schwarzen Angora-Mix mit flauschigem, superweichem Fell. Ob all diese wunderbaren Katzen wohl irgendwann ein andere Zuhause als das Tierheim finden werden?

Streicheleinheiten für Tierheimkatzen auf La Gomera
Streicheleinheiten für Tierheimkatzen auf La Gomera, Foto: Katzen-Liebe

Unterstützung für Katzenschutz auf La Gomera

Der Katzenschutz auf La Gomera zielt darauf ab, auf der Insel und außerhalb Familien für die Tierschutztiere zu erwärmen. Dafür initiiert Pro Animal Gomera auch Aufklärungsprogramm für Kinder und Jugendliche, um die junge Generation für die Bedürfnisse und Rechte von Tieren zu sensibilisieren. Zusätzlich ruft der Tierschutzverein auf seiner Website dazu auf, Patenschaften für Hunde und Katzen zu übernehmen.

Wer sich dem Katzenschutz auf La Gomera vor Ort widmen möchte, der hat die Möglichkeit, sich um einen Freiwilligendienst in San Sebastián zu bewerben. „Wir haben hier einen Schlafplatz im Shelter“, sagt Kathi und weist auf einen jungen spanischen Mann hin, der gerade die Katzen mit Trockenfutter versorgt. (as)


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