Katzenhilfe Zadar: Tatkräftiger Tierschutz in Kroatien

Katzenhilfe Zadar auf einer wilden Müllhalde

Der in Würzburg ansässige Tierschutzverein Vox Animalis e.V. engagiert sich in Zusammenarbeit mit seinen freiwilligen Helferinnen für die Katzenhilfe Zadar und Umgebung. Katzenschutz in Norddalmatien ist zwingend notwendig, denn im Allgemeinen steckt der Tierschutz in Kroatien noch in den Kinderschuhen.

In Dörfern und Städten wie der Tourismusmetropole Zadar, die mit der Meeresorgel und dem Gruß an die Sonne Besucher aus der ganzen Welt anlockt, tummeln sich Straßenkatzen. Sie sind auf Futterspenden von Tierfreunden angewiesen, wie ich unmittelbar nach meiner Ankunft in der Stadt erfahre. Fortan besuchen mich auf dem Dach vor meinem Schlafzimmerfenster mehrmals täglich fünf Streuner. Eine fürsorgliche Katzenmutter und deren zwei pubertierende Fellkinder bringen besonders viel Hunger mit. Sobald ich aufstehe, verlangen sie Frühstück – meist bevor ich selbst den ersten Bissen esse.

All diese wild lebenden, zum Großteil scheuen Katzen sind kastriert, wie ich an der tierärztlichen Markierung am linken Ohr erkenne. In die Wege leitet solche Kastrationsprojekte unter anderem Vox Animalis. Der Tierschutzverein kooperiert mit kroatischen Katzenfreundinnen wie Danijela und Marija (genannt Mare), die ich bei ihren Katzenhilfsaktionen im Umland von Zadar begleite. Dabei zeigt mir das beliebte Urlaubsland an der Adria wieder einmal eine sehr hässliche Fratze.

Katzenhilfe Zadar: Füttern auf einer Müllhalde

Nachdem mich Mare im Zentrum von Zadar mit dem Auto abgeholt hat, fahren wir zu einem stillgelegten Firmengelände oberhalb des Nachbardorfes Bibinje. Auf einer Mischung aus Kies und Sand türmt sich eine wilde Müllhalde. Anscheinend haben Anwohner aus der Umgebung dort oben am Waldrand ihren Schutt und Abfall abgeladen. Zwischen den Bäumen, Sträuchern und Müllbergen wimmelt es von Katzen, die beim Anblick von Mare erwartungsvoll auf uns zulaufen.

Die Tierschützerin hat ein riesiges Futterpaket im Schlepptau. Sie arbeitet in einem Supermarkt in Zadar und bekommt die Nassfutter-Dosen zu vergünstigten Preisen. Etwa alle zwei Tage besucht sie den tristen Ort, um die hungrigen Mäulchen zu füttern. Es sind ungefähr 35 Katzen, meint sie. Sicher ist sie sich nicht, denn bei all dem Gewusel fällt es schwer, sie zu zählen.

Inzwischen ist die ganze Horde kastriert; eine Katze hat seit einer Krebsoperation keine Ohren mehr. Ein bulliger roter Kater sei der Chef, erzählt Mare. Und deshalb serviert sie ihm sein Futter getrennt von den anderen. „Beim Fressen darf ihm keiner zu nahe kommen“, sagt sie. Er signalisiert es uns und seinen Artgenossen mit seinem Blick.

Obwohl die Bewohner der Katzenkolonie ihr Dasein auf einer Mülldeponie fristen, sehen sie gepflegt aus. Das erstaunt mich, denn Mare berichtet: „Von den Spenden haben wir Katzenhäuschen im Wald finanziert, aber sie schlafen lieber im Müll.“

Wir gehen ein paar Meter weiter, entdecken noch mehr in die Höhe gestapelten Unrat und bekommen prompt Gesellschaft von einer zutraulichen, offenbar ziemlich jungen Mischlingshündin. Sie weicht uns nicht mehr von der Seite und Mare ist sofort klar, dass sie ausgesetzt wurde. Das ist wieder eine der Situationen, in denen mich das Tierleid in ein Gefühl von Hilflosigkeit stürzt. Mare kann auch erst einmal nichts anderes tun, als das Zadarski Azil, ein Tierheim für Hunde in Zadar, über den Fund zu benachrichtigen. Dann füttern wir noch mehr Katzen zwischen Rohren und Schutt und fahren weiter.

Streunende Katzen bei Zadar
Herrenlose Katzen füttern in Bibinje, Foto: Katzen-Liebe

Katzen füttern im ausgestorbenen Bibinje

Unsere nächste Station ist Bibinje. Der Urlaubsort wirkt außerhalb der Tourismussaison wie entvölkert. Während uns keine Menschenseele begegnet, treffen wir vor einem Haus in der Nähe eines Campingplatzes mehrere rote Kater, rotweiße Kätzinnen und eine Glückskatze. Die Rollläden sind heruntergelassen. Seit der letzte Bewohner des Hauses gestorben ist, steht es leer. Geblieben sind die Samtpfoten, die uns hungrig entgegen miauen. „Im Sommer spenden auch die Touristen Futter, jetzt sind die Katzen auf uns angewiesen“, kommentiert Mare die Situation.

Auch in den dalmatinischen Steinhäusern im alten Dorfkern von Bibinje lebt längst kein Mensch mehr. Nur während der Urlaubssaison werden sie als Ferienunterkünfte hergerichtet. Zwischen den Gemäuern lugen herrenlose Katzen hervor – schwarze, graugetigerte und sogar schneeweiße. Ihr Schlafplatz befindet sich in einem Schuppen voller Müll. Während Mare sie füttert, schleichen sie uns um die Beine. Manche lassen sich streicheln.

Für Fütterungsaktionen wie diese opfert die Katzenfreundin ihre Freizeit: „Ich habe kein Privatleben mehr“, betont sie. „Mein Mann und mein Sohn müssen so oft auf mich verzichten.“

Trotzdem hat die Katzenhilfe Zadar und Umgebung immer Priorität. Genauso tatkräftig für den Tierschutz in Kroatien macht sich Mares Freundin Danijela stark. An unserer nächsten Station lerne ich sie in der gefühlten Mitte von Nirgendwo kennen.

Katzenhilfe Zadar durch Kastrationen
Danijela lockt Katzen in die Transportbox gelockt, Foto: Katzen-Liebe

Katzenschutz in Zadar durch Kastrationen

Das Dorf liegt ungefähr 25 Kilometer von Zadar entfernt. Wäre ich nicht mit den Katzenschützerinnen unterwegs, würde ich wohl niemals einen Fuß auf den Boden von Smilčić setzen. Ich wüsste nicht einmal, dass es existiert – in einer Ebene zwischen dem Velebit-Gebirge und dem Meer, nicht weit von der Autobahn.

Neben Wohnhäusern, die teilweise unverputzt sind oder Einschusslöcher aus dem Heimatkrieg vor 30 Jahren tragen, gibt es dort nur eine Kirche und einen kleinen Supermarkt, vor dem eine graue Kätzin ohne Ohrmarkierung herumlungert. Sie miaut kläglich, hat aber anscheinend keinen Hunger, als Mare ihr Futter anbietet.

Danijela, die sich nun zu uns gesellt, hat ihre Ausrüstung im Auto: allerhand Fänger und Transportboxen. Weil die graue Mini-Tigerin handzahm ist, gelingt es ihr leicht, sie in die Box zu lotsen. Sie soll am nächsten Morgen in einer Tierarztpraxis in Zadar kastriert und nach einer Nacht zur Beobachtung zurück nach Smilčić gebracht werden. Danijela beklebt den Transportbehälter mit einem Zettel und notiert den Fundort des Tieres.

Vor einem kleinen, etwas heruntergekommenen Haus mit Garten haben sich an der Tür sieben Fellnasen zusammengekauert. Mittlerweile ist es kalter Abend geworden im dalmatinischen Hinterland. Als Danijela ihr Equipment aus dem Wagen holt, öffnet sich die Haustür. Das Frauchen der Katzenfamilie ist eine ältere Dame mit riesigen Zahnlücken im Mund. Sie lächelt beherzt und willigt auf Anhieb ein, als meine beiden Begleiterinnen ihr erklären, was sie mit ihren Haustieren vorhaben. Sie unterhält sich freundlich mit uns, während eine Katze nach der anderen mit Futter in die Box gelockt wird. Frierend helfe ich den zweien, sie zu Danijelas Auto zu tragen.

Nicht alle Leute seien so kooperativ wie diese Katzenhalterin, sagt Mare: „Viele glauben, dass die Katzen nach der Kastration dick werden und keine Mäuse mehr fangen. Vor allem dalmatinische Männer sind gegen Kastrationen, weil sie denken, dass das den Katern die Manneskraft raubt.“

Im Anbetracht der Tatsache, dass eine weibliche Katze bereits mit vier Monaten geschlechtsreif wird und zwei- bis dreimal jährlich Junge bekommen kann, sind Kastrationsprojekte zur Reduzierung von Tierleid aber notwendig.

In den Dörfern Norddalmatiens sei es gang und gäbe, die ungewollten Katzen zu vergiften. Mare berichtet mir von einem katzenhassenden Nachbarn, der ihre geliebte Stubentigerin umgebracht habe. Und sie erwähnt die traditionelle Bauernmesse in Benkovac, wo trotz staatlicher Verbote Hunde und Katzen verkauft würden: „Wer am Ende keinen Besitzer gefunden hat, wird entweder ausgesetzt oder getötet.“



Spenden für Katzenhilfe Zadar

Sowohl das Katzenfutter als auch die Kastrationen finanzieren Mare, Danijela und weitere Freiwillige zum großen Teil mithilfe der Spenden von Vox Animalis, teilweise sogar aus eigener Tasche. Mare macht besorgt deutlich, dass die Spendenbereitschaft für die Katzen zu wünschen übrig lasse und sie und Danijela beim Tierarzt in Zadar einen hohen Schuldenberg hätten: „Pro Woche lassen wir ungefähr 50 Katzen kastrieren, mal mehr und mal weniger. Eine Operation kostet 40 Euro. Da kommt eine Menge Geld zusammen.“

Ein Vermögen sei auch in die Reduzierung der Katzenschwämme auf der Insel Ugljan gegenüber von Zadar geflossen. „Von da haben wir schon über tausend Katzen operieren lassen“, erzählt Danijela. Ein Ende sei nicht in Sicht.

All das sind Geschichten, die in Urlaubskatalogen für Kroatien-Reisen verschwiegen werden und von denen Touristen nicht viel mitbekommen. Sie sind jedoch real. Falls dir die Katzenhilfe Zadar und Umgebung am Herzen liegt, hast du die Möglichkeit, dem Tierschutzverein Vox Animalis eine Geldspende für Futter, Notfälle, Impfungen und Schutzgebühren zu überweisen:

Vox Animalis e.V.
Volksbank-Raiffeisenbank Würzburg
IBAN: DE30 7909 0000 0000 178 160
BIC: GENODEF1WU1

Für Kastrationen hat der Verein folgendes Spendenkonto bei der gleichen Bank eingerichtet:

IBAN: DE74 7909 0000 0100 178 160

Finanzspritzen für den Katzenschutz in der Region Zadar werden auch via PayPal akzeptiert:

paypal@vox-animalis.de
Betreff: Katzen

Mitglied werden bei Vox Animalis

Alternativ kannst du Vereinsmitglied werden und den Katzenschutz im Norden von Dalmatien dauerhaft finanziell unterstützen. Damit trägst du auch zu einer wachsenden Reichweite für die Tierschutzaktivitäten bei. Und das Beste für wahre Katzenfreunde: Du bist eingeladen, dich aktiv in das Vereinsgeschehen einzubringen. Vielleicht reist du ja regelmäßig in die Region Zadar und möchtest Mare und Danijela unter die Arme greifen.



Katzen aus Kroatien adoptieren

Oder hast du Interesse, einer Katze aus Kroatien ein liebevolles Zuhause zu schenken? Ein Teil der Streuner kommt nach den Kastrationen in Pflegestellen, die sich entweder in Kroatien (zum Beispiel bei Danijela) oder bereits in Deutschland befinden. Auf der Website des Vereins kannst du durch die Steckbriefe der Vermittlungstiere stöbern und findest weitere Informationen. Das Ziel der Katzenhilfe Zadar ist, dass möglichst viele Vierbeiner gerettet werden und sich Menschen dauerhaft um sie kümmern. (as)

Bloggen kostet Zeit und Geld. Schätzt du meine Arbeit? Wenn ja, freue ich mich sehr über ein Trinkgeld für die Tierschutz-Kasse bei PayPal. Dein Energieausgleich kommt ausgewählten Katzenschutz-Projekten zugute! › Spenden für Katzen-Liebe

Ein Gedanke zu „Katzenhilfe Zadar: Tatkräftiger Tierschutz in Kroatien“

  1. Hallo, vielen Dank für den Bericht Katzenhilfe Zadar: Ich bin Mitglied bei Vox
    Animalis e.V. Ich kenne Mara und Danijela persönlich. Ich selbst habe auch schon
    Kastrationsaktionen in und um Zadar gemacht. Und auf Uglijan war ich auch schon
    zum fangen für Kastrationen. Schade, dass Sie nicht auch noch auf der
    Pflegestelle bei Gabriela in Smokovic/Zemunik waren. Wie die sich für die
    Katzen einsetzt, ist der Wahnsinn. Was mich aber sehr ärgert ist die
    Gleichgültigkeit der Behörden. Und leider kommt man da nicht ran. Vox Animalis
    e.V. hat schon versucht Termine bei der Stadt Zadar zu bekommen, aber die
    reagieren gar nicht. z.B. sorgt die Stadt Zadar (sowie wahrscheinlich alle die
    anderen Städte auch) dafür dass die Uferpromenade/Stadt sauber gehalten wird.
    Es wird viel Geld für Blumen ausgegeben. Um die zu kauft und zu pflegen und
    daneben sitzt ein krankes, halb verhungertes Katzenbaby. Das interessiert die
    Stadt nicht. Ich bin der Meinung man müsste der Stadt, den Behörden mal klar
    machen. Die Touristen wollen kein Tierelend sehen! Sie erfreuen sich an gesunden,
    satten Katzen, die eine Ohrkerbe haben. Und deshalb bin ich der Meinung, dass
    auch die kroatischen Behörden, die Kastrationen finanziell unterstützen
    müssten.Mit tierfreundlichen Grüßen Doris Leuckert, Würzburg

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