Katze hasst Musik: Welche Klänge duldet sie?

Katze hasst Musik oder auch nicht

Während ich einen Monat im montenegrinischen Budva lebe, habe ich jeden Tag einen besonderen Gast im Apartment: die pastellfarbene, blauäugige Katzenschönheit Laila. So nenne ich sie. Als ich eines Nachmittags in ihrer Gegenwart zu meiner Akustikgitarre greife und anfange, die Saiten zu stimmen, stellt sich heraus: Die Katze hasst Musik! Verschreckt springt Laila von ihrem Lieblingsplatz auf dem Bett und verkrümelt sich unter dem Sofa, obwohl ich weder schräge Töne gespielt noch gesungen habe. Trotzdem fällt es mir schwer, sie aus ihrem Versteck zu locken.



Erst als ich ihr ein Leckerli hinhalte, lugt sie kurz hervor, schnappt es sich und huscht zurück unters Sofa. Laila schmollt und schaut mich beleidigt an. Minuten vergehen, ehe sie zurück aufs Bett hüpft. In dem Moment habe ich längst keine Lust mehr, Musik zu machen. Im Laufe der Zeit bemerke ich, dass sie auch auf Songs aus der Konserve ziemlich empfindlich reagiert.

Wie mir Erfahrungen mit den Katzen in meinem Elternhaus gezeigt haben, hatten alle eine starke Abneigung gegen Operngesang. Für die Stimme von Katzenfreund Freddie Mercury schienen sie dagegen Sympathien zu hegen. Das Experiment, Laila seine Lieder vorzuspielen, habe ich verpasst, denn nach ein paar Tagen ist mir klar wie Kloßbrühe: Diese Katze hasst Musik und daran lässt sich offenbar nichts ändern. Aber hätte es vielleicht Klänge gegeben, die sie duldet? Ich bin der Frage nachgegangen, welche Musik Katzen entspannt.

Katze mag keine Musik
Katze Laila hasst Musik, Foto: Katzen-Liebe

Katze hasst Musik – was tun?

Auf YouTube gibt es eine Vielzahl von Videos mit „Katzenmusik“ – Klänge, die auf Samtpfoten beruhigend wirken sollen. Eins davon läuft gerade, während ich dies schreibe. Und ich spüre, wie die Schlafmusik meine Konzentration bündelt und mir zu einem gleichmäßigen Atem verhilft. Ob auch deine Katze ruhiger wird und dann friedlich im Reich der Noten vor sich hin döst, solltest du am besten selbst bei einem Versuch herausfinden.

Laut mehrerer wissenschaftlicher Studien hat Entspannungsmusik durchaus einen positiven Effekt auf zarte, empfindsame Katzenseelen. Fakt ist, dass sie Musik anders wahrnehmen als Menschen. Stell dir vor, du hast einen Verstärker im Ohr und hörst alles besser und lauter. Und derweil vernimmst du ebenso Geräusche, die dir normalerweise entgehen. Der Grund ist, dass Katzen leisere Töne aus höheren Frequenzbereichen registrieren. Sie hören hochfrequenten Ultraschall von 20 kHz bis 1,6 Ghz, während der hörbare Frequenzbereich für Menschen zwischen 16 Hz und 20 kHz liegt.



Folglich erreicht jeder noch so leise Ton das sensible Katzenohr, das beim Jagen hilft, die Beute leichter zu finden. Im Gegensatz zu Menschen können Katzen auch die Richtung des Geräusches ganz genau lokalisieren, denn die trichterförmigen Ohrmuscheln sind außerordentlich beweglich und um 180 Grad drehbar. Dafür sorgen 32 Muskeln pro Ohr. Im Trommelfell befinden sich außerdem filigrane Härchen, Membranen und Knöchelchen, die sämtliche Klänge weiter ans Gehirn leiten. Es ist also kein Wunder, dass deine Mieze nicht sonderlich erfreut ist, wenn du beim Aufräumen zum Staubsauger greifst oder Heavy-Metal-Platten auflegst.

Welche Musik eignet sich für Katzen?
Katzen lieben Musik, die auf ihre Ohren abgestimmt ist. Foto: Anfesamo / Pixabay

Wissenschaftliche Studien mit Katzenohren

Verschiedene Wissenschaftler haben unabhängig voneinander Hörstudien mit Katzen durchgeführt. Zum Beispiel erforscht Charles Snowdon, ein emeritierter Professor für Psychologie an der Universität Wisconsin-Madison, artgerechte Musik für Katzen und andere Tiere. In einem Experiment spielte er 47 Katzen drei Minuten ruhige, klassische Kompositionen vor, darunter Gabriel Faurés „Elégie Opus 24“ und „Air auf der G-Saite“ von Johann Sebastian Bach. Dann folgte ein Test mit eigens für Katzen komponierten Musikstücken, mit denen der Professor regeres Interesse weckte.

In einem Interview mit der Zeitschrift GEO berichtet Snowdon, dass die Fellnasen sich beim Lauschen an den Lautsprecherboxen rieben: „Im Gegensatz zur klassischen Musik schien die Katzenmusik auch einen beruhigenden Effekt auf die Tiere zu haben.“

Aber wie kommt dieser zustande? Der Experte erklärt: „Unser Ruhepuls liegt bei 60 bis 70 Beats pro Minute, das empfinden wir als beruhigendes Tempo. Das Schnurren einer Katze dagegen hat mehr als 1200 Beats pro Minute. Wir nutzen dieses Tempo in einem unserer Musikstücke; ein anderes verwendet den Rhythmus von Kätzchen beim Säugen.“

Eine Gruppe von Wissenschaftlern an der Louisiana State University hat das Abspielen katzenspezifischer Musik bei Tierarztbesuchen unter die Lupe genommen. Diese Kompositionen basieren ebenfalls auf dem Beat von Schnurren und Saugen an den Zitzen der Katzenmutter. Außerdem ähneln sie dem kätzlichen Stimmumfang, der zwei Oktaven höher ist als bei Menschen.

Das Ergebnis der Untersuchung, das im Journal of Feline Medicine and Surgery veröffentlicht wurde: Die Katzen wirkten während der Behandlung weniger gestresst, sobald Katzenmusik ertönte – im Vergleich zu klassischer Musik und ohne Musik.

Und welche Schlüsse können wir darauf ziehen? Wenn du feststellst, deine Katze hasst Musik, respektiere ihre kleine Marotte. Sie hat einfach wesentlich feinere Ohren als du und damit eine andere Wahrnehmung. Deine Lieblingsmusik bereitet ihr wahrscheinlich immensen Stress, doch vielleicht entdeckst du Entspannungsmusik, die euch beiden gefällt. Wie wäre es beispielsweise mit dem folgenden Video? (as)

Titelbild: Eduard Egorov / Pixabay

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