Die Algorithmen in sozialen Netzwerken wie TikTok und Facebook sind intelligent programmierte Mechanismen. Wer über Katzen bloggt und sie sich gerne anschaut, bekommt die unterschiedlichsten Samtpfoten im Feed angezeigt. Irgendwann mag es passieren, dass zwischen all den süßen Kätzchen luchsartige Wesen mit riesigen schwarzen Pinselohren auftauchen – Karakal Katzen (lat. Caracal Caracal).
Faszinierend sind diese mittelgroßen Raubkatzen, und in den sozialen Netzwerken fallen vor allem Pumba und Floppa auf. Obwohl sie deutlich größer sind als Hauskatzen und andere domestizierte Katzenrassen, fristen sie ihr Dasein im Wohnzimmer und im heimischen Garten. Zwei Dinge wirken auf den ersten Blick verstörend: Floppa leidet unter extremem Übergewicht, und Pumba faucht jedes Mal, wenn sich „sein“ Mensch mit der Kamera nähert – zur allgemeinen Belustigung der Follower, unter die sich nur wenige kritische Stimmen gemischt haben.
Der offensichtliche Missbrauch einer Wildkatzenart für Content, Likes und Kommentare ist ein wichtiger Grund, den Karakal in diesem Artikel unter die Lupe zu nehmen.
Karakal Haltung in Deutschland verboten
Wie Pumba und Floppa traurigerweise zeigen, erfreuen sich Karakale als exotische Katzen in einigen Ländern fragwürdiger Beliebtheit. Da sie zu den bedrohten Arten gehören, sind sie in Deutschland besonders geschützt. Die Haltung einer Karakal Katze unterliegt dem Artenschutzrecht, ist nur mit einer Sondergenehmigung möglich und in privaten Haushalten sogar verboten.
Wegen ihrer Größe und ihres starken Bewegungsdrangs benötigen Karakale ein sehr großes, sicheres Außengehege mit vielen Sprungmöglichkeiten. Diese Katzen können bis zu 18 kg schwer, einen Meter lang und einen halben Meter hoch werden. Dank ihrer kräftigen Hinterbeine sind sie in der Lage, aus dem Stand bis zu drei Meter in die Höhe zu springen und so beispielsweise Vögel zu jagen. Am liebsten gehen sie nachts auf Beutezug und gestalten diesen nach typischer Katzenmanier durch Auflauern, Anschleichen und Anspringen.
Natürlicher Lebensraum der Karakale
Am wohlsten fühlen sich Karakal Katzen in ihrem natürlichen Lebensraum, bei dem es sich um Steppen, Halbwüsten, Trockenwälder und Buschland handelt. Solche Gebiete erstrecken sich über Nord-, Zentral- und Südafrika sowie Teile Asiens – von der Türkei über die arabische Halbinsel bis nach Indien. Problematisch ist, dass insbesondere in manchen asiatischen Regionen die Population durch fortschreitende Zerstörung von Lebensraum leidet.

Was fressen Karakal Katzen?
In der freien Natur ernähren sich Karakale meist von Mäusen, Hasen und Vögeln. Die häufig als Wüstenluchs bezeichneten Katzen sind sogar stark und schnell genug, um auch Antilopen zu fangen. Ihre Beute erlegen sie mit einem gezielten Nacken- oder Kehlbiss.
Fertiges Trocken- und Nassfutter für domestizierte Katzen ist auf ihrem Speiseplan jedoch ungeeignet. Sollte ein ausreichend großes Freilaufgehege vorhanden sein, besteht die Notwendigkeit, frisches Rohfleisch von Mäusen, Küken und Kaninchen zu verfüttern. Eine Bedingung, die viele Halter überfordern mag.
Wie kommunizieren Karakale?
Die Kommunikation läuft bei Karakalen ähnlich ab wie bei anderen Katzenrassen. Sie miauen und stoßen bei Unruhe Wah-Wah-Laute aus, die ebenfalls bei Leoparden vorkommen. Bei Bedarf knurren und schreien sie. Zufriedenheit und Entspannung drückt auch die Karakal Katze mit Schnurren aus.
Ein sehr charakteristisches Kommunikationsmittel ist Fauchen, das im Gegensatz zu vielen anderen Katzenartigen auch friedlich gestimmte Tiere nutzen. Wer jedoch als Katzenkenner den fauchenden, knurrenden Pumba auf TikTok und Co. beobachtet, der sieht auf den ersten Blick, dass er hochgradig gestresst ist und bei jeder Annäherung signalisiert: „Schleich dich, sonst passiert hier was!“
Außerdem drückt Pumbas Mimik Abwehr aus. Glücklich scheint der arme Gefangene nur zu sein, wenn er auf dem Sofa und im Körbchen mit der roten Katze Izjuma kuschelt. Das zeigt, dass Karakale wie andere Felinen eine ausgeklügelte Bandbreite an Möglichkeiten haben, mit Körpersprache ihre Emotionen nach außen zu tragen. Zusätzlich markieren sie zur Verteidigung ihr Revier mit Urin und Kot.

Ist der Karakal gefährlich?
Während der übergewichtige Floppa meist lethargisch im Bett liegt und „Frauchen“ im Hintergrund süßlich auf Russisch säuselt, fletscht Pumba bei fast jeder Annäherung bedrohlich mit den Zähnen. Vermutlich hat er wie seine Artgenossen ein kräftiges Gebiss und scharfe Krallen – die besten Voraussetzungen, um einen Menschen schwer zu verletzen.
Aus diesem Grund fühlen sich zahlreiche Karakal-Halter nach dem Einzug des Tieres schnell verängstigt, so dass die Katzen des Öfteren in Tierheimen und Auffangstationen landen. Folglich ist das deutsche Verbot von Karakalen in Privathaushalten sinnvoll.
Fazit: Wildkatze statt Statussymbol
Wer sich diesem Verbot widersetzt und trotzdem einen Karakal kauft, zahlt pro Tier zwischen 5.000 und 10.000 Euro. Der genaue Preis hängt sowohl von der Herkunft als auch von den Zuchtbedingungen und dem Alter des Tieres ab. Bei einem legalen Kauf in Deutschland fallen zusätzlich horrende Genehmigungsgebühren für die meldepflichtige Wildkatze an.
Somit ist die prächtige Katze mit den schmuckvollen schwarzen Pinselohren ein Statussymbol, das in Gefangenschaft alles andere als artgerecht lebt. Obwohl manche Karakale zahm wirken, lassen sie sich nicht vollständig domestizieren. Fakt ist und bleibt, dass sich ihre Bedürfnisse von Hauskatzen unterscheiden. Diese Tatsache respektiert weder Floppas Frauchen noch der Mensch, der Pumba offensichtlich mit seiner Anwesenheit ärgert.
Beide geben sich auf ihren Social-Media-Profilen nicht zu erkennen und sonnen sich auf Kosten ihrer Tiere in Aufmerksamkeit. Die Follower applaudieren zwischen Verzückung und Belustigung; hinterfragende Kommentare sind Raritäten. Währenddessen faucht Pumba täglich gestresst weiter und hat keine Chance, sich aus seinem Dilemma zu befreien. (as)
